Die Frozen Shoulder ist eine sich selbst limitierende, gutartige Erkrankung des glenohumeralen Gelenkes (Schultergelenkes).

Sie ist gekennzeichnet durch in den Oberarm ausstrahlende Schulterschmerzen und einen schleichenden Verlust der aktiven und passiven Beweglichkeit des Schultergelenkes.

Die Krankheit tritt meist zwischen dem 40. und dem 65. Lebensjahr auf, das durchschnittliche Erkrankungsalter beträgt 56 Jahre. Frauen sind mit ca. 55% der Erkrankten etwas häufiger betroffen als Männer mit ca. 45%.

Man unterteilt die Erkrankung in eine primäre und eine sekundäre Form.

Bei der häufigen, primären Frozen Shoulder sind die Ursachen nicht bekannt.

Bei der sekundären Frozen Shoulder können sowohl intrinsische Faktoren, also Verletzungen oder Erkrankungen des Schultergelenkes selbst die Erkrankung auslösen, als auch extrinsische Erkrankungen, die das Schultergelenk selbst nicht betreffen, oder systemische Erkrankungen, wie Diabetes.

Diabetiker sind von der Erkrankung ca. 5 mal häufiger betroffen und die Verläufe sind oft gravierender.

Neuere Studien legen auch die Vermutung nahe, dass negativer Stress die Krankheit begünstigen kann.

 

Innerhalb von 1 bis 3 Jahren heilt die Krankheit in 97% der Fälle von alleine wieder aus, wobei bei ca. 30% der Patienten für 2 bis 12 Jahre milde Restbeschwerden bestehen.

 Der Krankheitsverlauf lässt sich in 3 Phasen unterteilen: Freezing, Frozen und Thawing

Freezing: Dauer: Mehrere Wochen – 9 Monate

Diese  Anfangsphase ist durch in den Oberarm ausstrahlende, häufig auch nächtliche Schulterschmerzen und einen schleichenden Verlust von aktiver und passiver Beweglichkeit gekennzeichnet.  Ursächlich hierfür ist eine diffuse Entzündung der synovialen   Membran der Gelenkkapsel, verbunden mit einer fortschreitenden Fibrosierung (Vernarbung) und Schrumpfung der selben. In der Folge  kommt es  zu einer Kontraktur der gesamten Gelenkkapsel des Schultergelenkes.

Frozen: Dauer 4 – 9 Monate

Die Bewegungseinschränkung bleibt bestehen, die Schmerzen lassen jedoch langsam nach und verschwinden zum Ende hin weitestgehend.

Thawing: Dauer 4 – 12 Monate

Die Fibrosierung der Gelenkkapsel bildet sich meist weitestgehend  zurück und die Beweglichkeit des Gelenkes wird weitestgehend wieder hergestellt.

 Anmerkung für Profis:

  • Der Verlust der glenohumeralen „range of motion“ (ROM) gilt für alle Bewegungsrichtungen.
  • Um die Diagnose zu sichern, muss die Einschränkung im Vergleich zur nicht betroffenen Seite in mindestens zwei Bewegungsrichtungen größer als 25% und bezüglich der Außenrotation aus anatomischer Nullstellung größer als 50% sein. Die Bewegungseinschränkung muss mindestens einen Monat stabil bleiben oder zunehmen
  • Das Risiko zwischen dem 35. und dem 75. Lebensjahr an einer Frozen Shoulder zu erkranken beträgt 2 bis 5,6%..
  • Diabetiker sind mit einem Risiko von 36% beim Diabetes Typ I und 20% beim Diabetes Typ II um ein vielfaches häufiger betroffen.
  • 17% der Patienten entwickeln innerhalb von 5 Jahren auf der Gegenseite eine Frozen Shoulder, bei 14% entsteht die Frozen Shoulder beidseits. Ein Rezidiv, ist extrem selten.

Therapie und Eigentherapie:

Physiotherapeutisch kann die Frozen Shoulder nicht ursächlich sondern nur symptomatisch behandelt werden. Dabei kann die in erster Linie begleitende Physiotherapie wegen viel zu niedrige Frequenz die Eigenthera­pie nur anleiten, jedoch auf keinen Fall ersetzen. Die für die Fibrosierung der Kapsel verantwortlichen Bindegewebszellen sind 24 Stunden am Tag und damit 168 Stunden die Woche aktiv, Ihr Physiotherapeut meist nur 2 mal 20 Minuten in der Woche.

 

Essentiell bei Therapie, bzw. Eigentherapie  ist , dass während des gesamten Krankheitsverlaufes sowohl die betroffene Schulter, als auch die benachbarten Gelenke des Schultergürtels und der Wirbelsäule regelmäßig, d. h. täglich mindestens eine Stunde  bewegt werden. Ansonsten droht wegen des langen Krankheitsverlaufes ein Verlust der Beweglichkeit und der Bewegungsfähigkeit, nicht nur der Schulter, sondern auch der Nachbargelenke.

Forcierte, intensive Dehnungen sind nur bei geringem Schmerzniveau, d. h. meist erst gegen Ende der Frozen Phase und während der Thawing Phase indiziert.

Als Eigentherapie empfehlen wir konsequent  3 – 4 mal täglich Pendelübungen, bzw. Bewegungsübungen unter Gewichtsentlastung mit dem aufgestützten Schulterstock durchzuführen.

Darüber hinaus können axiale Rotationsbewegungen über das gesamte mögliche Bewegungsausmaß durchgeführt werden, wobei die Zentrierung des Schultergelenkes über axialen Druck in die Gelenkpfanne gewährleistet wird.

Ergänzt wird das Eigentherapie – Programm durch tägliche Mobilisation der Brustwirbelsäule.

Die Intensität der Behandlung und der Eigentherapie richtet sich dabei nach der Reaktivität der Erkrankung:

Hohe Reaktivität:

  • hohes Schmerzniveau
  • auf einer Skala von 0 = kein Schmerz bis 10 = unerträgliche Schmerzen: 7 – 10
  • starke Funktionseinschränkung mit Schmerzen über die gesamte der Bewegungsbahn
  • regelmäßig oder häufig Ruheschmerz und Nachtschmerz

In dieser Phase der hohen Reaktivität sollte weder die Therapie noch die Eigentherapie zu einer Verstärkung der Schmerzen führen.

Mittlere Reaktivität:

  • mäßiges Schmerzniveau
  • Auf einer Skala von 0 = kein Schmerz bis 10 = unerträgliche Schmerzen: 4 – 6
  • Mäßige Funktionseinschränkung mit Schmerzen am Ende der Bewegungsbahn
  • gelegentlich Ruheschmerz und Nachtschmerz

In dieser Phase der mittleren Reaktivität darf die Therapie oder die Eigentherapie zu einer Verstärkung der Schmerzen für maximal 4 Stunden führen.

Niedrige Reaktivität:

  • Geringes Schmerzniveau
  • Auf einer Skala von 0 = kein Schmerz bis 10 = unerträgliche Schmerzen: 1 – 3
  • Niedrige Funktionseinschränkung, Schmerzen nur noch bei und nach Belastung (Sport)
  • Kein Ruheschmerz und oder Nachtschmerz

In dieser Phase der mittleren Reaktivität darf die Therapie oder die Eigentherapie zu einer Auslösung oder Verstärkung der Schmerzen für maximal 24 Stunden führen.

Zusätzlich empfehlen wir dringend täglich – 7 Tage in der Woche! – 1 Stunde extensives Ausdauertraining, wie Walken oder Joggen, wobei auf ein lockeres aber betontes Armpendel der betroffenen Seite zu achten ist.

Da ein hoher Blutzuckerspiegel möglicherweise die Entstehung einer Frozen Shoulder begünstigt – siehe Diabetes – sollten Sie während der gesamten Dauer der Erkrankung ihren Zuckerkonsum reduzieren. Achten Sie auch auf versteckten Zucker in gesüßten Lebensmitteln und Softdrinks und vermeiden Sie konzentrierte Kohlenhydrate wie Brot, Reis, Nudeln und Kartoffeln, welche den Blutzuckerspiegel ebenfalls erhöhen.